Sommertour: Christine Neumann-Martin MdL informiert sich am Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung IOSB

Bild: Fraunhofer IOSB

Datensicherheit und Persönlichkeitsrechte bei Sicherheitstechnik wichtig

„Unser Alleinstellungsmerkmal ist, dass wir Privatsphäre, Datenschutz und Datensicherheit bei unseren Forschungsprojekten im Bereich moderne Videoüberwachung stets mitbedenken und mitberücksichtigen“, erklärte Prof. Dr.-Ing. habil. Jürgen Beyerer, Institutsleiter des Fraunhofer IOSB beim Rundgang mit der Abgeordneten Christine Neumann-Martin, die sich über die Arbeit der Institutsstandorte Karlsruhe und Ettlingen informierte. „Mit dem neuen Polizeigesetz ist Videoüberwachung in bestimmten Fällen auch in Baden-Württemberg erlaubt“, erklärt die Landtagsabgeordnete, deshalb sei es ihr wichtig, sich vor Ort über die technische Entwicklung zu informieren.

„Der Gesetzgeber sollte klare Standards festlegen, welche Anforderungen Überwachungssysteme erfüllen müssen, bevor sie eingesetzt werden dürfen“, sagte Beyerer gegenüber der Abgeordneten weiter. Nur so könne eine allgemeine Akzeptanz der Videoüberwachung im öffentlichen Raum erreicht werden. Es gebe bereits heute eine große Zahl an technischer Möglichkeiten zum Schutz der Privatsphäre, um solchen Anforderungen gerecht zu werden.

Bild: Fraunhofer IOSB

Mit der intelligenten Videoüberwachung wie sie am Fraunhofer IOSB erforscht werde, würden die Bilder von der Software erst dann weitergegeben, wenn auffällige Muster in der Auswertung zu sehen sind, um anschließend einem Menschen die Entscheidung zu überlassen, ob tatsächlich von einer Gefahr auszugehen ist. So können sehr große Datenmengen verarbeitet werden, ohne dass Menschen miteinbezogen werden. „Auch besteht die Möglichkeit, nichtrelevante Teile der Aufnahmen zu anonymisieren, d.h. derjenige, der die Bilder auswertet, sieht nur die Ausschnitte deutlich, die einen Vorfall darstellen könnten, die anderen Bildausschnitte werden ausgeblendet oder verpixelt.“ Auch sei wichtig, dass die Videodaten nach einer bestimmten Frist endgültig gelöscht werden. „All dies ist heute technisch ohne Weiteres umsetzbar“, so Beyerer.

„Viele Bürger fühlen sich verunsichert, weil die technischen Möglichkeiten schier unbegrenzt scheinen“, erklärt Neumann-Martin. Berichte aus China, wo die Überwachung der Menschen mit Hilfe modernster Technik perfektioniert und dauerhaft gespeichert wird, wecken Ängste und Zweifel. „Deshalb ist es für uns als westliche Demokratien umso wichtiger, sehr transparent mit den neuen Techniken umzugehen. Die anwendungsorientierte Forschung am Fraunhofer IOSB ermöglicht aus meiner Sicht den effektiven Einsatz modernster Technik mit der Garantie höchster Datenschutzanforderungen“, ergänzte die Abgeordnete.

Eine weitere Herausforderung der Videoüberwachung ist die große Menge an Material, die im Falle eines großen Vorfalls gesichtet und bewertet werden muss. „Wir haben speziell für Polizeibehörden ein System entwickelt, das eine fallbezogene Aufbereitung, Auswertung und Dokumentation von Videomassendaten hocheffizient ermöglicht“, erklärte Projektleiter Jürgen Metzler bei der Demonstration verschiedener Anwendungsmöglichkeiten der Softwareplattform ivisX. Die Plattform könne in sehr kurzer Zeit in einer großen Datenmenge eine automatisierte Suche anhand bestimmter wiedererkennbarer Merkmale durchführen und so die Polizei z. B. bei der Suche nach einem Täter deutlich entlasten. Auch die Erstellung von sehr genauen Phantombildern sei mit diesem System möglich, ergänzte Sascha Voth, Gruppenleiter der Forschungsgruppe Videogestützte Sicherheits- und Assistenzsysteme.

Bild: Fraunhofer IOSB

Ein aktuelles Forschungsgebiet, über das Christine Neumann-Martin sich ebenfalls informierte, ist die Drohnenabwehr. „Wir alle haben Schreckensszenarien im Kopf, welche Gefahren von Drohnen ausgehen können“, erklärte die Abgeordnete. Dr. Igor Tchouchenkov bestätigte, dass Drohnen verschiedenster Größe zwar relativ leicht zugänglich seien, dies aber nicht bedeute, dass sie auch immer harmlos seien. „Das Fraunhofer IOSB hat ein System entwickelt, mit dem wir Drohnen frühzeitig erkennen und von anderen Flugobjekten wie z.B. Vögeln unterscheiden können. Das System verfolgt dann eine entdeckte Drohne automatisch und klassifiziert diese. Aus einer Datenbank aller bekannten Drohnentypen wird dann die Information bereitgestellt, um eine Entscheidung über eine adäquate, verhältnismäßige Abwehr zu treffen.

 

 

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